Energiewende in Gebäuden: zu viele Fragen offen

Energiepolitiker diskutieren mit geea-Mitgliedern über Zukunftsszenarien für den Gebäudebereich

Berlin, 12. Mai 2016. Die Energiewende im Gebäudebereich braucht eine klarere Strategie – darin waren sich die Teilnehmer der politischen Diskussionsrunde der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) am 10. Mai in Berlin einig. Energiepolitiker der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, SPD und Grünen diskutierten mit den Branchenvertretern der geea über den aktuellen Status und die Perspektiven der Wärmewende.

„Die Diskussion hat gezeigt, dass die momentan drängenden Fragen im Komplex Energiewende und Energieeffizienz bei den zuständigen Politikern sehr präsent sind“, befand Andreas Kuhlmann, Sprecher der geea und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). „Wir brauchen dringend belastbare, mit Maßnahmen unterfütterte Szenarien, zum Beispiel für die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien im Wärmebereich oder für die Bezahlbarkeit einer breiten energetischen Gebäudesanierung.“

Dr. Herlind Gundelach, Berichterstatterin für Energieeffizienz der CDU/CDU-Fraktion, betonte u.a. den für die anstehenden politischen Entscheidungen notwendigen Ausgleich der Interessen zwischen Klimaschutz und Energieeffizienz, bezahlbarem Wohnen und Energiesicherheit. Eine strategische Roadmap für die Energiewende im Gebäudebereich sei wichtig, solle aber nicht auf Ausstiegsdaten aus traditionellen Technologien fokussieren, sondern vielmehr auf sinnvolle Instrumente zur Unterstützung neuer, energieeffizienter Technologien und Dienstleistungen.

Dr. Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der Grünen, verwies auf die Notwendigkeit, erneuerbare Energien im Strom- und Wärmebereich auszubauen und parallel die Energieeffizienz von Gebäuden schnell und insbesondere mit Hilfe staatlicher Förderung zu verbessern. Die Regierung müsse ihre Klimaschutzversprechen jetzt durch eine konsequente Energieeffizienzpolitik in die Tat umsetzen.

Bernd Westphal, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sprach sich für eine behutsame Wärmewende aus, die ordnungsrechtlich zurückhaltend und technologieneutral umgesetzt werden soll. Er sah Chancen für ein zukunftsfähiges Energiesystem insbesondere in den neuen Produkten und Dienstleistungen, die die Digitalsierung ermöglicht, wie auch in einer verstärkten Sanierung von Quartieren.

Auch die Vertreter der geea betonten die Notwendigkeit, die Rolle des Gebäudebereiches in einem Energiesystem der Zukunft zu konkretisieren. Das Ziel eines weitgehend primärenergieneutralen Gebäudebestandes stehe außer Frage – der Weg dahin allerdings werfe vor dem Hintergrund neuer Themen wie der Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien zur Beheizung von Gebäuden viele Fragen auf. Die Antworten müsse die Politik im Austausch mit den Marktakteuren schnell und verlässlich erarbeiten.

Technologieoffenheit, Energieträgerneutralität und ein zurückhaltender Umgang mit ordnungsrechtlichen Verboten oder Verpflichtungen müssten Eckpfeiler im anstehenden Diskussions- und Klärungsprozess sein.

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